Negativer Stress gilt heute als Ausdruck für eine krankmachende Überbelastung. Es ist die physische, körperliche und psychische, nämlich geistige Auswirkung von besonderer Anspannung oder Belastung auf den Menschen.
Dabei wird der Stresszustand heute von jedem Menschen individuell betrachtet. Was für den einen Stress bedeutet, bedeutet für den anderen vielleicht Routine. Die Wahrnehmung des einzelnen ist immer von Bedeutung. Das, was Sebastian Kneipp z. B. vor 150 Jahren als hektisch bezeichnet hat, ist für uns heute ein völliger Normalzustand. Es hängt also auch damit zusammen, in welcher Zeit und in welcher Umgebung wir leben.
Immer mehr Menschen klagen über Stresssymptome aufgrund stark zunehmender Arbeitsbelastung, Probleme in ihren Familien / Partnerschaften, mit Freunden, die Nichterreichung von Zielen, ständige Erreichbarkeit und Ablenkung durch die Nutzung der vielfältigen Medien, steigende Anforderungen an sich selbst, oder durch die Gesellschaft auferlegt. Auch der hektische und moderne digitale Alltag führt immer mehr zu Stress. Nicht zuletzt, dass alles „Haben und erleben wollen“ stresst viele von uns.
Stress ist zur Krankheit des 21. Jahrhunderts geworden oder auch die Seuche des 21. Jahrhunderts. Auch wird Stress oft gleich gesetzt mit Arbeit, Erfolg und Wohlstand. Im Stress zu sein ist heute oft „in“ – ein Trugschluss.
Der Mensch sollte auf Dauer nur mit ca. 75 % der Maximalleistung belastet werden, so wie jede gut funktionierende Maschine auch. Maschinen werden heute oft besser gepflegt und gewartet als unser eigener Körper. Denken Sie nur an die vielen Wartungsverträge, die wir heute abschließen! Eine „Körperwartung“ bedeutet, dass nach Phasen einer Maximalbelastung auch immer eine Phase der Entspannung bzw. Ruhe folgt. Vielleicht auch einmal ein Jahrescheck bei Ihrem Hausarzt, oder die uns zur Verfügung stehenden Vorsorgeuntersuchungen gehören heute ebenfalls in unser Gesundheits-Präventionsprogramm.
Wenn uns aber Anforderungen überfordern, der Ausgleich zwischen An- und Entspannung nicht mehr ausreichend gegeben ist und wir nicht mehr das tun, was uns wirklich wichtig ist, wird uns dieser Stress auf Dauer krank machen, wir sprechen dann nicht mehr von einer gelebten work-life-balance. Auch davon haben Sie sicherlich schon gehört.
Was passiert im Körper bei Überbelastung?
Auf Überbelastung reagiert der Körper automatisch, nämlich mit der Ausschüttung von Hormonen. Die Bekanntesten sind Adrenalin und Noradrenalin. Dieser Mechanismus im Körper stammt noch aus der Steinzeit und wird über unser Stammhirn gesteuert. Damit wurde in grauer Vorzeit das Überleben unserer Art gesichert. Atmung und Kreislauf werden angeregt, der Blutdruck steigt, die Muskulatur wird besser durchblutet und die Blutversorgung der inneren Organe nimmt ab.
In grauer Vorzeit hatten wir damit die Kraft und Energie, wegzulaufen oder uns zu wehren und den Kampf anzutreten. Mit diesem biochemischen Prozess wurde das Überleben der menschlichen Rasse in der Steinzeit gesichert. Und dieser Prozess läuft auch heute noch in unserem Körper ab.
In der heutigen Zeit haben wir keine Möglichkeit, einer scheinbar bedrohlichen oder gefährlichen Situation durch körperliche Flucht oder Angriff zu begegnen. Das Abreagieren muss woanders stattfinden. Passiert dies nicht, ist der hohe Stresspegel auf Dauer ungesund, denn die Stresshormone verbleiben im Körper, weil wir die Situation teilweise passiv ertragen müssen.
Die Folge ist: Wir fühlen uns dann unruhig und angespannt, auch wenn die Situation schon lange vorbei ist. Die Stresshormone bleiben im Körper! Typische Fälle dafür sind Streitigkeiten und Auseinandersetzungen im Beruf oder im Privatleben.